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Krankenversicherung

Vor 13 Jahren, als ich erstmalig Texte für meine Homepage geschrieben habe, habe ich als eines der ersten Themen „Krankenversicherung für Tiere“ gewählt.

Damals habe ich zu einer Op-Versicherung geraten und einen Vollschutz eher für nicht notwendig erachtet und empfohlen, monatlich einen bestimmten Betrag für den Krankheitsfall des Haustieres zu sparen.

Heute kann ich mehr denn je raten: Schließen Sie eine Krankenversicherung für Ihr Haustier ab. Am besten schon bevor „es“ bei Ihnen einzieht.

Tiermedizin ist teuer und wird es bleiben. Auch und vor allem deshalb, weil die Möglichkeiten für Diagnostik und Therapie immer moderner werden.

Früher hat der Herr Doktor bei Vergiftung ein paar Spritzen gegeben, hat gesagt die Chance ist 50:50, der Hund wurde z.T. in Seitenlage wieder mit nach Hause gegeben und „dann hat er es nicht geschafft“.

Die Rechnung für die Spritzen wurde mit 25 DM beglichen und fertig.

Heute werden solche Tiere stationär aufgenommen, Infusionen angelegt, Blutwerte z.T mehrfach täglich kontrolliert, Mägen werden ausgepumpt, Krampfgeschehen in 24 h Dauernarkosen zur Ruhe gebracht, CT-Untersuchungen sind zum Alltag geworden, und und und.

Für Behandlung von Intensivpatienten benötigt man Zeit und Personal. Und für moderne Diagnostik, moderne, und damit teure Geräte.

Kreuzbandrisse, die regelmäßig bei vor allem großen Hunden auftreten, werden heute mit aufwendiger Technik operiert. Die Hunde laufen sehr viel besser als mit der einfachen Methode, wie sie früher regelmäßig angewandt wurde. Bis ein Tierarzt eine solche aufwendige Operationsmethode beherrscht, muss er sich für viele tausend Euro, viele Wochenenden fortbilden und üben.

Nicht zuletzt deshalb kostet eine solche Operation immer über 1000€, meistens ist man mit Vor- und Nachsorge 1500€ los.

Und wenn ein Hund ein Kreuzbandriss hat, dann kommt es oft vor, das die andere Seite 1 Jahr später betroffen ist.

Geld und tierärztliche Behandlung, das kann ein ganz heikles Thema werden.

Vor wenigen Wochen wurde mir ein Hund mittleren Alters, eine sehr aktive Rasse, mit einer ausgekugelten Hüfte vorgestellt. Die Hüfte war schon seit Tagen ausgekugelt. Auf Grund der Tatsache, das die Besitzerin wenig Geld hat, hat sie zunächst einige Tage abgewartet, ob auch ohne tierärztliche Behandlung eine Besserung eintritt.

Die Hüfte ließ sich nicht reponieren (einrenken). Der Hund hatte schwere HD wie sich bei der Untersuchung heraus stellte und daher war die Chance, das das Gelenk ohne Operation in Position bleibt, gleich null.

Aber eine Operation in einer Tierklinik hätte mehrere hundert Euro gekostet. Das kam für die Besitzer aus finanziellen Gründen nicht in Frage.

Ja und nun? Im Grunde ist das auch ein tierschutzrelevanter Fall. Man kann den Hund nicht einfach seinem Schicksal überlassen.

Hätten die Besitzer zumindest eine Operationsversicherung gehabt (ca. 9-20€/Monat), wäre das alles kein Thema gewesen und dem Hund hätte vernünftig geholfen werden können.

Aber eine Operationsversicherung allein, ist auch nicht immer hilfreich. Denn die Versicherungen, so finde ich, werden über die Jahre eher schlechter als besser.

Die Operationen, die übernommen werden, werden mit allem möglichen Einschränkungen versehen.

So werden z.B. chirurgische Eingriffe nur übernommen, wenn sie in Vollnarkose statt finden.

Ich kenne einen Fall, da hat der Hund einen Pneumothorax. Dabei ist Luft in den Zwischenraum zwischen Lungen- und Rippenfell gedrungen. Zu einem Pneumothorax kommt es aus traumatischen Gründen, bei einem Verkehrsunfall oder anderen starken Trauma am Brustkorb.

Aber es gibt auch einen Spontanpneumothorax (idiopatisch). Da ist die Ursache unbekannt.

Die Versicherung der Besitzer übernimmt aber nur einen traumatischen Pneumothorax. Nicht einen idiopatischen. Dabei ist die Behandlung identisch. Nur das die Rückfallrate bei einem idiopatischen Pneumothorax größer ist. Das weiß die Versicherung natürlich auch und hat bestimmt daher diese Einschränkung in den Vertrag „eingebaut“.

Mittlerweile empfehle ich tatsächlich nicht nur eine Op-Versicherung, sondern einen Krankenvollschutz. Also das „volle Programm“. Krankenvollschutz“Plus“ sozusagen. Dann hat man am wenigsten mit den ganzen „wird nicht übernommen Theater“ zu kämpfen.

Ich hatte eine Kundin, die kam in die Praxis mit einem Hundewelpen, den hatte sie im Internet gekauft und der wurde aus Ungarn ihr bis vor die Haustür gefahren.

Wahrscheinlich wurde während der Fahrt im Auto stark geraucht und der arme kleine Welpe war nicht entwurmt. So kam der in sein neues Zuhause und hatte erst mal eine Lungenentzündung.

Und all das Geld, was die Käuferin gemeint hat eingespart zu haben, den Hund nicht in Deutschland bei einem seriösen Züchter zu kaufen, sondern eben auf dem oben beschriebenen fraglichen Weg, ging für die Behandlung der Lungenentzündung drauf. Sie war am jammern, da sie in der Ausbildung war und wenig Geld zum Leben hatte.

Ich riet ihr, wenn sie wenig Geld hat, aber einen Welpen von einer Rasse, die bekannt dafür ist, nicht gerade die gesündeste zu sein, dann solle sie schleunigst eine Operationsversicherung abschließen.

2 Wochen später rief sie mich in der Mittagspause an. Der Welpe wäre der Nachbarin vom Arm gefallen. Und was war? Der Hund hatte beide Vorderbeine gebrochen!

Ich sah sie an, als sie tränenüberströmt vor den Röntgenbildern stand und fragte nach der Versicherung. Nein, das habe ihr Freund nicht gewollt...

5000€ hat die Behandlung in der Klinik gekostet....

Seitdem rate ich immer, vor Anschaffung des Haustieres 5000€ irgendwo zu hinterlegen. Das ist vielleicht bißchen übertrieben, aber wie Sie oben lesen konnten nicht völlig unrealistisch.

Das wäre dann auch eine Alternative zu den Versicherungen. Legen Sie sich eine Summe Geld zurück, sparen Sie monatlich was dazu. Ich rechne immer so 50€/Monat, die man sich zurück legen sollte. Das ist auch der Betrag, den ein guter Krankenvollschutz bei den Versicherungen kostet.

Wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben, dann schreiben Sie mir oder kommen vorbei. Ich berate Sie gerne.

Franziska Kähler