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Zweitkatze

Ich habe eine Katze und ich möchte eine zweite Katze anschaffen. Lesen Sie hier, welche Probleme entstehen und wie Sie diese minimieren können.

Viele Katzenbesitzer finden nach einiger Zeit, dass ihre Einzelkatze zu oft alleine ist und möchten mit der Anschaffung einer zweiten Katze diesen Zustand verbessern. Oder sie verlieben sich in ein Katzenwelpen und beschließen, dass die Wohnung oder das Haus auch Platz für zwei Katzen bietet.Das sieht ihre Katze aber ganz anders. In aller Regel ist es für die bisher als Einzelkatze gehaltene Katze ein ziemlicher „Supergau“, wenn plötzlich eine zweite Katze in ihrer vertrauten Umgebung wie aus dem nichts auftaucht. Und noch schlimmer, sie muss die Toilette teilen. Das ist so mit das schrecklichste für die „alte“ Katze.
Immer wieder erfahre ich von Katzenbesitzern, dass es die ersten Tage Stress gab und dann hat sich das Geschehen „beruhigt“. Aber auch das Gegenteil wird berichtet. Wenn die Einzelkatze Freigang hat, kann sie der Situation ja noch ausweichen. Aber eine reine Wohnungskatze hat nun ein „Problem“, mit dem sie sich irgendwie arrangieren muss. Vor kurzem berichteten Besitzer, dass nach Anschaffung einer zweiten jüngeren Katze, die ältere gar nicht mehr ins Haus kommen würde. Und wenn sie sie mal reingelockt kriegen, gibt es bei der Begegnung der beiden Katzen ein wildes Gefauche und Geschrei. Nun würden sie sich Sorgen machen, wie die Katze draußen den Winter übersteht, da sie nicht erwarten, dass sich die Situation noch wesentlich verbessert, da die neue Katze nun schon seit 5 Monaten im Haus ist.

Aber auch nicht selten haben mir Tierbesitzer berichtet, dass sich eine wahre Freundschaft fürs Leben zwischen den Katzen über die Zeit entwickelt hat und die Zweitkatze tatsächlich eine echte Bereicherung für alle Beteiligten war.

Auch aus medizinischer Sicht ist die Anschaffung einer Zweitkatze manchmal gar nicht so unproblematisch. Vor allem wenn die bisherige Katze eine reine Wohnungskatze ist und keinen Kontakt zu anderen Katzen hat. Die neue Katze bringt auch eine Menge neue Bakterien und vor allem oftmals Katzenschnupfenviren mit ins Haus. Dabei kann die Katze selber völlig gesund sein, aber trotzdem kommt es häufig vor, das nach wenigen Tagen die „alte“ Katze mit Katzenschnupfen in unser Praxis vorgestellt wird. Und da viele Katzenbesitzer ihre Wohnungskatze nicht regelmäßig impfen lassen, ist eine solche Schnupfeninfektion oft sehr heftig. Es ist daher sehr sinnvoll vor der Zusammenführung der beiden Katzen eine Impfung bei beiden durchführen zu lassen. Wenn die bisher durchgeführten Impfungen schon Jahre zurück liegen, muss die Impfung sogar nochmal nach 4 bis spätestens 6 Wochen wiederholt werden.

Ich habe oben erwähnt, dass es für die Katze besonders unangenehm ist, wenn sie sich plötzlich mit einer anderen Katze die Toilette teilen muss. Daher ist es ratsam, dass sie mit der Zweitkatze auch noch weitere Toiletten aufstellen. Wir raten bei 2 Katzen 3 Toiletten aufzustellen, davon mindestens eine, am besten alle ohne Abdeckung. Die mögen Katzen nämlich gar nicht.

Während ich früher immer strikt davon abgeraten habe zu einer bisher in Einzelhaltung gehaltenen Katze eine Zweitkatze anzuschaffen, bin ich doch überzeugt worden, dass es durchaus eine Bereicherung ist, auch wenn die Katze zunächst nicht wirklich begeistert ist. Natürlich ist das von Fall zu Fall unterschiedlich. Wenn Sie ein Haus mit Garten haben, sie sind nur wenige Stunden am Tag weg, dann fehlt der Katze mit großer Wahrscheinlichkeit nichts oder nur wenig an Aktion im Leben.

Wenn sie aber eine Wohnungskatze haben, morgens um 7 Uhr zur Arbeit gehen und um 17 Uhr wieder kommen, dann um 18 Uhr zum Sport verschwinden und auch am Wochenende viel unterwegs sind, dann ist doch ziemlich sicher, dass die Katze sich in ihrem Leben langweilt. Da ist eine zweite Katze, ob sie nun von der anderen innig geliebt wird oder die eher genervt ist, sicher eine Abwechslung und fördert die Tagesbewegung und Aktivitäten der Wohnungskatze.Im gewissen Rahmen kann man ja auch versuchen eine „passende“ Zweitkatze auszusuchen. Zu einer älteren Katzendame ein rüpeliges Katerchen mit in die Wohnung „zu sperren“ führt wahrscheinlich eher zu Streit und Stress untereinander als 2 gleich alte Tiere zusammen zu führen.

Ein Katzenbesitzer hat mal eine solche Situation gehabt und dann eingesehen, dass der kleine Kater die alte Katzendame total gestresst hat. Aber anstatt den Kater wieder „abzuschaffen“, oder  zu versuchen anderweitig zu vermitteln,  hat er eine dritte, auch sehr junge Katze dazu gesetzt. Die beiden jungen Katzen haben fortan wie irre in der Wohnung getobt und die alte Katze, so hat er berichtet, hat oben vom Kratzbaum interessiert und scheinbar belustigt das Getobe beobachtet. So war die Anschaffung von weiteren Katzen tatsächlich eine Steigerung der Lebensqualität für die alte Katze, von der man zunächst annehmen würde, sie wolle einfach nur ihre Ruhe haben.

Wir haben in der Praxis zwei Präparate, die beide „ohne Chemie“ sind, die sich hervorragend eignen, die Eingewöhnungsphase zu begleiten. Tatsächlich werden diese Produkte auch bei der Ausbildung von Zollhunden eingesetzt und auch dort hat sich gezeigt, dass die Hunde signifikant besser lernen und insgesamt besser im Umgang sind.

Das eine sind Pheromone, Geruchsstoffe, die eine beruhigende und entspannende Wirkung haben, wenn das Tier sie einatmet. Sie selber können das nicht riechen.

Das andere ist ein Pulver, Caseinhydrolysat, das wird aus der Milch hergestellt. Mir wurde von Besitzern berichtet, dass sie die kleine Menge, die die Katze täglich mit dem Futter zu sich nehmen soll, direkt auf das Feuchtfutter oben drauf gegeben haben und die Tiere das als erstes weg geschlabbert haben, offenbar scheint das sehr gut zu schmecken.

Das wichtigste ist, das soll Ihnen diese Ausführungen zeigen, dass Sie eine zweite Katze mit Überlegung anschaffen. Wenn Sie noch Fragen haben oder Tipps und eigene Erfahrungen berichten möchten, dann kommen Sie doch in unsere Praxis nach Wiepenkathen.

Franziska Kähler